Von der C-Jugend an spielte Jörg Pollmeier beim SV Höxter, durchlief die weiteren Jugendteams und war auch 2001 beim direkten Wiederaufstieg der ersten Mannschaft in die Landesliga mit dabei. Vor einiger Zeit hat er sich mit einer interessanten Idee für das Fußball-Geschäft selbstständig gemacht: Software soll Fußball-Trainern das Leben erleichtern - in allen Ligen! Wir wünschen Jörg und seinem Team weiterhin viel Erfolg!


Fußball-Managerspiele am PC haben einen Haken: Mal eben Michael Ballack vom FC Chelsea für einige Millionen zum eigenen Club zu holen, ist nicht unbedingt sehr realistisch. Für aktive Trainer im echten Fußball-Leben dürfte eine andere Software viel interessanter sein: Mit Easy2Coach Interactive können sie die eigene Mannschaft umfassend organisieren, Trainingsübungen entwickeln und und und. „Das ist viel wert, auch wenn es dabei so gut wie nie um Millionenbeträge geht“, sagen die Entwickler Jörg Pollmeier und Simon Görbing.

Zettelwirtschaft ade, das war die Ausgangslage vor rund vier Jahren, als die beiden an der Universität Hildesheim ihr Studienprojekt mit einer eigenen Software in Angriff nahmen. Warum jedes Spiel akribisch auf Zetteln notieren und dann in Ordnern lagern, wenn auf einer Computer-Festplatte vergleichsweise so viel mehr Platz ist und der PC aus den eingegebenen Daten außerdem noch selbstständig Statistiken macht? „Das Potenzial haben wir gleich zu Beginn des Projektes gesehen, aber die breite Masse der Trainer hat sich erst innerhalb der letzten Jahre dem digitalen Trend gewidmet“, sagen die beiden.


Vielfältige Möglichkeiten

Wer die alte Software-Version auf CD kennt, weiß um die Möglichkeiten, Trainingsübungen anzulegen. Außerdem kann man der Mannschaft schnell mit den erstellten Statistiken vermitteln, in welcher Spielphase die Gegentore fallen und wie die Anfälligkeit bei den Standardsituationen aussieht. Das alles ist überarbeitet worden, auch dank der Rückmeldungen der bisherigen Nutzer. Damit wurde das Programm noch einmal deutlich weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Trainer angepasst: „Diese Software bietet nun ein noch umfassenderes Trainings- und Leistungs-Management des eigenen Teams“, fassen Pollmeier und Görbing zusammen. „Dazu gehört eine umfangreiche Saisonplanung, jedes Spiel kann detailliert vor- und nachbereitet werden und aus den eingegebenen Daten erstellt die Software automatisch umfangreiche Statistiken.“ Spielerdaten, Trainingsgestaltung, Spieltaganalysen, Übungsarchivierung/Trainingsbibliothek, die Analyse von gegnerischen Teams sowie relevante Statistiken – all das sind nur einige der vielen praktischen Features.

Ex-Bundesligaprofi Tom Dooley gab Ratschläge

Neu ist außerdem ein webbasiertes Zeichentool für die Gestaltung der Trainingseinheiten. Außerdem wurden 1500 Trainingsübungen von Tom Dooley eingepflegt. Mit dem ehemaligen Bundesligaprofi (K’lautern, Leverkusen, Schalke) haben Pollmeier und Görbing eine Kooperation begonnen: Christian Titz, Fußballlehrer an der Dooley Soccer University in Aachen, sprach die beiden Entwickler Anfang 2008 an, um seine Trainingsinhalte in die Welt zu tragen. „In dem exzellenten und hochqualitativen Trainingsmaterial haben wir sofort viele neue Möglichkeiten für unsere Trainer gesehen.“ Im kommenden Jahr wollen Dooley und Titz ihre Trainingslehre auch in den USA verkaufen, am liebsten mit Görbing und Pollmeier an ihrer Seite und einer englischen Software-Version im virtuellen Gepäck.

Jetzt webbasiert – Mitgliedschaft im Oktober noch gratis möglich

Seit dem Sommer 2008 ist der nächste Schritt gemacht: „Inzwischen gibt es Easy2Coach als webbasierte Version. Das bedeutet, dass jeder Nutzer die Software mit einem Internet-Browser wie beispielsweise dem Internet Explorer von jedem Rechner der Welt aus starten kann.“ Wer das Programm testen will, kann sich kostenlos unter www.easy2coach.de anmelden. Die Einführungsphase dauert noch bis Ende Oktober 2008. Anschließend geht jede Mitgliedschaft in eine kostenlose Mitgliedschaft über, „wir wollen schließlich keinem Kunden eine Premium-Mitgliedschaft aufdrängen, die er gar nicht will.“ In der kostenlosen Version haben Trainer beschränkte Zugriffsrechte auf sämtliche Module, „es wird aber immer noch möglich sein, mit der Software zu arbeiten“, versprechen Pollmeier und Görbing. Wer mehr will, kann eine Premium-Mitgliedschaft abschließen, für 9,95 Euro im Monat. „Wichtig ist, dass nur der Hauptverantwortliche eines Teams den Betrag bezahlen muss, d.h. sämtliche Spieler, Manager und Fans in einem Team nutzen die Plattform immer kostenlos. In unserem Forum wurde schon angedeutet, dass der Beitrag aus der Mannschaftskasse gezahlt werden könnte.“ Auch die kann übrigens mit der Software verwaltet werden.

Klinsmann würd’s freuen: Nur einer hat das Sagen

Wie bereits angedeutet, haben nicht nur Trainer Zugriff auf das Portal: Auch Spieler, Manager und Fans können sich bei Interesse bei ihrer Mannschaft anmelden. „Dieser interaktive Charakter ist ein großer Vorteil der webbasierten Lösung.“ Natürlich gibt es ein Rechtesystem, „damit Spieler nicht sensible Daten ihrer Mitspieler einsehen können.“ Ein Hauptverantwortlicher eines Teams – im Idealfall der Trainer – kann entscheiden, welche Daten für wen einsehbar sind. Im Terminkalender können Fans gerne lesen, aber nichts eintragen. Und Spieler können sich nicht selbst aufstellen oder die Trainingswerte im Kampf um den Stammplatz manipulieren. „Manager haben fast ausschließlich Leserechte“, beschreibt Pollmeier seine Vorstellung. Klinsmann würd’s freuen, Uli Hoeneß sicher nicht. In Zeiten von Datenklau interessant: „Datenschutz und Absturzsicherheit haben bei uns oberste Priorität. Wir können unseren Usern versichern, dass wir keinerlei Daten an Dritte weitergeben. Hinsichtlich der Absturzsicherheit haben wir einen Server in einem großen Rechenzentrum in Berlin gemietet, auf den ausschließlich wir Zugriff haben.“

Hamburger SV von der Jugend bis zu den Profis online

In der Bundesliga ist die technische und inhaltliche Kompetenz des Easy2Coach-Teams bereits angekommen: „Als wir die interaktive Plattform-Version konzipiert haben, sind wir vom Hamburger SV kontaktiert worden. Der HSV war von unserer Idee so begeistert, dass wir noch vor dem Start der Umsetzungsphase den ersten großen Referenzkunden für unser neues Projekt gewonnen hatten.“ Während die beiden Programmierer an den Neuerungen arbeiteten, gab der HSV schon Hinweise und schilderte seine Bedürfnisse für den Einsatz der Software im Profibereich. Pollmeier und Görbing verhandeln schon mit weiteren Erstligisten. „Da haben wir bisher immer grundsätzlich positives Feedback erhalten“, sind die beiden optimistisch. Praxisnähe ist dabei immer garantiert: Unter den bisher angemeldeten mehreren tausend Internetnutzern befinden sich auch die Trainer von zwei Zweitligisten, Jugendtrainer von fünf Bundesligisten und eine Vielzahl an weiteren Trainern, die Rückmeldungen abgeben. In Zusammenarbeit mit dem Hamburger SV wurden spezielle Funktionen eingebaut, die auf die besonderen Anforderungen der Profis abgestimmt sind, aber auch allen anderen Nutzern der Software zur Verfügung stehen. Was früher als individuelle Softwarelösung selbst für mittelgroße Clubs unbezahlbar gewesen wäre, ist inzwischen auch für Vereine aus der Kreisklasse erschwinglich.

In der Kreisliga fing alles an

Zu aufstrebenden Self-made-men gehörte am Karriereanfang das Klinkenputzen: „Wir waren in ganz Deutschland auf Hallenturnieren unterwegs und haben den direkten Kontakt zu Trainern und Vereinsangehörigen gesucht. Natürlich mussten wir viel Überzeugungsarbeit leisten. Ein Trainer im gestandenen Alter ändert nicht so einfach seine jahrelangen Prinzipien, zu denen auch die Zettelwirtschaft zählt“, erfuhren Pollmeier und Görbing. Intensive Überzeugungsarbeit gehörte für die beiden dazu, bevor sie überhaupt ihre ersten CDs an den Mann brachten.

Die Fußball-Revolution aus der Studenten-WG

Was als Uni-Projekt von zwei Studenten begann, ist inzwischen zu einem „inländischen und ausländischen Programmierteam“ gewachsen. Den Idealismus haben sich die beiden Geschäftspartner an der Spitze des Projekts bewahrt: „Für junge Unternehmer wie uns stellt sich momentan nicht die Frage, wie viel wir mit der Idee verdienen können. Wir arbeiten wöchentlich zwischen 70 und 80 Stunden mit Herz und Seele an dem Projekt, weil es einfach unsere Idee ist, die vor vier Jahren ihren Ursprung in unserer Wohngemeinschaft hatte.“ Wobei die Ziele von Pollmeier und Görbing nicht gerade klein sind: „Wir wollen den Amateurfußball revolutionieren und dafür fangen wir jetzt bei den Profis an.“ Große und kleine Clubs international von den Vorteilen der Software zu überzeugen – das wäre der ganz große Wurf bei der pathetisch getauften „Lebensaufgabe“. Das positive Feedback macht Jörg Pollmeier und Simon Görbing zuversichtlich, denn die Vorteile liegen für sie auf der Hand: „Unser Programm bietet Trainern und Vereinen eine enorme Zeitersparnis im täglichen Umgang mit teambezogenen Daten. Mit unserer Plattformlösung Easy2Coach Interactive werden nicht nur Teilbereiche bearbeitet, sondern Trainer finden alle Funktionalitäten in einer einzigen Software. Das spart enorm viel Zeit – und Zeit ist nun einmal ein kostbares Gut, auch für Trainer.“